Es leben rund 500 Millionen Haushunde auf der Welt. Dazu kommt noch einmal fast die selbe Anzahl an Straßenhunden, verlassenen Tierheimhunden, nicht registrierten Hinterhof-Hunden und so weiter… unter ihnen jede Menge Mischlinge. Die Frage, wie viele Hunderassen es gibt, ist also gar nicht so einfach zu beantworten. Oder doch?
In diesem Artikel erfährst Du, wie viele Hunderassen es weltweit gibt und wer überhaupt für deren Einteilung zuständig ist. Das Thema Zucht und Ordnung oder auch Zucht oder Adoption (?) scheidet regelmäßig Hundemenschen. Was ist gesund und was ist zu viel Trend? Wir klären zum Thema Qualzucht auf und helfen dabei, Dir selbst eine Meinung zu bilden. Außerdem verraten wir Dir, wo Du Dich über die offiziell anerkannten Hunderassen aktuell erkundigen kannst.
Inhaltsverzeichnis
- Entstehung von Hunderassen / Abstammung vom Wolf
- Wie viele Hunderassen gibt es auf der Welt?
- Wer ist die FCI?
- Hunderassen die nicht von der FCI anerkannt sind
- Andere Dachverbände und deren anerkannte Hunderassen
- FCI-Hunderassen-Gruppen mit Rasse-Beispielen
- Was sind Hybridhunde?
- Welche Hunderassen sind besonders beliebt?
- Trend zum Modehund und Problem der Qualzuchten
- Fazit: Wie viele Hunderassen gibt es offiziell?
Entstehung von Hunderassen / Abstammung vom Wolf
Fast jeder weiß, dass unsere Haushunde vom Wolf abstammen. Die Beziehung zwischen Mensch und Wolf bzw. Hund entwickelt sich mittlerweile seit mehr als 40.000 Jahren. Dass viele unserer heutigen Hunderassen weit entfernt vom Erscheinungsbild und Verhalten des wilden „Canis Lupus“ sind, ist also menschengemacht. Die Frage, ab welchem Grad das für Hund (und Mensch) gefährlich wird, klären wir später.
Halten wir fest: Die Entstehung aller existierenden Hunderassen hängt (wenn auch teilweise weit entfernt) mit ihrer Abstammung vom Wolf zusammen.
Auf den verschiedenen Kontinenten haben sich unabhängig voneinander Hunderassen entwickelt, die sich optimal an die Bedingungen vor Ort angepasst haben. Mit der Entwicklung der Menschheit sind auch viele Hunde aus ihren Heimatländern quasi ausgewandert und haben ihre Gene auf der Welt verteilt. So ergaben sich immer neue Kreuzungen, aus denen unsere heute existierenden Hunderassen entstanden sind. Der 22. Mai 1911 in Paris, war die Geburtsstunde der Rassehunde. Hier wurden erstmals, unter Berücksichtigung der Kynologie und des Wohlergehens der Hunde, offizielle Rassestandards von den Gründungsmitgliedern der Fédération Cynologique Internationale (FCI) festgehalten.
Wie viele Hunderassen gibt es auf der Welt?
Um die Frage kurz zu beantworten: Auf der ganzen Welt gibt es mehr als 1000 anerkannte Hunderassen. Nicht nur die FCI erkennt Hunde einer Rasse an, wenn sie ihrem selbst definierten Standard entsprechen. Andere Länder, andere Dachverbände, andere Standards!
Aktuell erkennt die FCI offiziell 355 Hunderassen an.
Einen aktuellen Überblick über alle von der FCI anerkannten Hunderassen kannst Du Dir hier verschaffen: Hunderassenliste der FCI.
Wer ist die FCI?
Die Fédéracion Cynologique Internationale, kurz FCI, ist die Weltorganisation der Kynologie.
Kynologie ist die Lehre von Rassen, Zucht, Pflege, Verhalten, Erziehung und Krankheiten unserer Haushunde. Die FCI legt dabei Rassestandards fest und schließt Rassen von ihrer Liste aus. Nur Hunde, die dem FCI-Standard entsprechen, dürfen für die Zucht zugelassen werden. Dabei spielt nicht nur der Körperbau, die Kopf‑, Augen‑, oder Ohrenform, die Länge der Rute oder die Fellfarbe und ‑struktur eine Rolle, sondern auch das Wesen, die Erziehbarkeit und die Erforschung und Erfassung rassebedingter Krankheiten.
98 Mitglieds- und Vertragspartnerländer bilden die FCI, erstellen jeweils für die anerkannten Hunderassen ihres Landes Ahnentafeln und bilden Richter aus. Das bestreben der FCI ist es, erstklassige Hunde zu züchten.
Aber welcher Hund ist eigentlich nicht erstklassig?
Ausgebildete Richter bewerten die Hunde auf Schönheits-Ausstellungen, Arbeits- und Jagdprüfungen, Agility‑, Obedience‑, und Dog Dancing Wettbewerben, Rennen und Coursings und Prüfungen für Hütehunde.
Das klingt absurd und brillant zugleich! Der Gedanke, Hunde nach bestimmten Kriterien zu bewerten, ist zurecht erst einmal abschreckend. Wenn diese Kriterien allerdings dazu da sind, die Gesundheit und das Wohlergehen der Hunde zu schützen und zu bewahren, ist das doch fantastisch! Wie kann es dann zu Qualzuchten kommen, fragst Du Dich jetzt? Genau das ist der Casus knaxus! Die Fédération Cynologique Internationale scheint nach anderen Kriterien zu bewerten. Hauptsächlich geht es dabei um “Schönheit” und Reinheit der Rasse. Besondere Merkmale einer Rasse noch mehr herausheben, ohne Rücksicht darauf, ob der Basset Hound beim Schnüffeln auf seine Ohren tritt oder der Mops unter lebensgefährlicher Atemnot leidet. Selektion und Rassenreinheit war noch nie ein faires Ziel.
Hunderassen die nicht von der FCI anerkannt sind
Weltweit gibt es mehr als 1000 Hunderassen, von denen aktuell nur 355 offiziell von der FCI anerkannt werden.
Welche bekannten Hunderassen gibt es, die nicht offiziell von der FCI anerkannt sind?
- Altdeutscher Schäferhund
- American Hairless Terrier
- Amerikanische Bulldogge
- Catahoula Leopard Dog
- American Pitbull Terrier
- American Eskimo Dog
- American Toy Terrier
- English Coonhound
- Bolonka Franzuska
- Catahoula Bulldog
- Kritikos Lagonikos
- Jakutischer Laika
- Silken Windsprite
- Bolonka Zwetna
- Alaskan Husky
- Goldendoodle
- Harzer Fuchs
- Boerboel
- Chortaj
- Elo
Desweiteren gibt es immer wieder Rassen, die sich sozusagen auf der “Warteliste” ihrer Anerkennung befinden. Dazu zählt zum Beispiel der seit dem 30.03.2022 provisorisch anerkannte Continental Bulldog.
Andere Dachverbände und deren anerkannte Hunderassen
Andere Dachverbände sind zum Beispiel der American Kennel Club, kurz AKC (Rasseliste des AKC) und der British Kennel Club, kurz KC (Rasseliste des KC). Im British Kennel Club gelten derzeit 221 Hunderassen als offiziell anerkannt. Eine genaue Anzahl der anerkannten Hunderassen in den USA ist leider nicht veröffentlicht. Die FCI teilt ihre 355 offiziell anerkannten Hunderassen in 10 Gruppen ein. Der American Kennel Club unterteilt seine Hunderassen in 9 Gruppen. Beim British Kennel Club sind es 7 Hundegruppen:
FCI | AKC | KC | |
Gruppe 1 | Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde) | Sporting Group | Pastoral |
Gruppe 2 | Pinscher und Schnauzer, Molosser, Schweizer Sennenhunde | Non-Sporting Group | Gundog |
Gruppe 3 | Terrier | Hound Group | Hound |
Gruppe 4 | Dachshunde | Herding Group | Utility |
Gruppe 5 | Spitze und Hunde vom Urtyp | Terrier Group | Terrier |
Gruppe 6 | Laufhunde, Schweisshunde und verwandte Rassen | Working Group | Working |
Gruppe 7 | Vorstehhunde | Toy Group | Toy |
Gruppe 8 | Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde | Miscellaneous Class | |
Gruppe 9 | Gesellschafts- und Begleithunde | Foundation Stock Service | |
Gruppe 10 | Windhunde |
FCI-Hunderassen-Gruppen mit Rasse-Beispielen
Hier kommen ein paar Beispiele für Dich, welche Hunderassen zu den Vorstehhunden, den Spitzen und Hunden vom Urtyp oder den Windhunden gehören. Einige FCI-Gruppen werden außerdem noch in verschiedene Sektionen unterteilt. Diese hier aufzulisten, würde allerdings den Rahmen sprengen. Ein Tipp: Du kannst sie auf der offiziellen Seite der FCI nachsehen. Dort erfährst Du auch immer den aktuellen Stand darüber, wie viele Hunderassen momentan offiziell anerkannt sind.
FCI-Gruppe 1:
- Deutscher Schäferhund
- Komondor
- Australian Shepherd
- Australian Cattle Dog
FCI-Gruppe 2:
- Deutscher Pinscher
- Dobermann
- Broholmer
- Appenzeller Sennenhund
FCI-Gruppe 3:
- Airedale Terrier
- Border Terrier
- Jack Russell Terrier
- Bull Terrier
FCI-Gruppe 4 (Dachshunde) werden unterteilt in:
- Standard
- Zwerg
- Kaninchen
- jeweils mit Langhaar‑, Rauhaar oder Kurzhaar
FCI-Gruppe 5:
- Alaskan Malamute
- Karelischer Bärenhund
- Deutscher Spitz
- Eurasier
FCI-Gruppe 6:
- English Foxhound
- Tiroler Bracke
- Beagle
- Dalmatiner
FCI-Gruppe 7:
- Deutsch Drahthaar
- Pudelpointer
- English Pointer
- Gordon Setter
FCI-Gruppe 8:
- Labrador Retriever
- Golden Retriever
- English Cocker Spaniel
- Barbet
FCI-Gruppe 9:
- Malteser
- Pudel
- Chinesischer Schopfhund
- Chihuahua
FCI-Gruppe 10:
- Greyhound
- Saluki
- Irischer Wolfshund
- Barsoi
Was sind Hybridhunde?
Als Hybridhunde bezeichnet man die Verpaarung zweier Hunderassen. Dafür gibt es mittlerweile viele mehr oder weniger gut überdachte Mischlinge als Beispiele. Sinn und Zweck von Hybridhunden ist die Kombination der jeweils besten körperlichen und charakterlichen Eigenschaften zweier Rassen. Bei hybriden Vierbeinern handelt es sich also um gewollt gezüchtete Mischlinge. Die meisten Hybridhunde (wie zum Beispiel Doodle-Hunde) werden von keinem großen Dachverband offiziell anerkannt.
Zu den Hybridhunden zählen:
- Schnoodle — Schnauzer x Pudel
- Cockapoo — Cockerspaniel x Pudel
- Goldendoodle — Golden Retriever x Königspudel
- Bernedoodle — Berner Sennenhund x Königspudel
- Aussiedoodle — Australian Shepherd x Königspudel
- Labradoodle — Labrador Retriever x Königspudel
- Maltipoo — Malteser x Pudel
- Aussiedor — Australian Shepherd x Labrador Retriever
- Labsky — Husky x Labrador Retriever
- Puggle — Mops x Beagle
… und viele weitere Labrador-Mischlinge.
Welche Hunderassen sind besonders beliebt?
Du möchtest wissen, welche Hunderassen bei uns besonders beliebt sind? Wahrscheinlich hast Du genau diese drei Fellschnauzen eh schon vermutet. Hier kommen die Top 3 der beliebtesten Hunderassen:
- Labrador Retriever
- Golden Retriever
- Deutscher Schäferhund
Trend zum Modehund und Problem der Qualzuchten
Hunderassenlisten wie die der FCI klingen erst einmal nicht verkehrt. Es ist schön, eine solche Rassenvielfalt an der Leine führen zu können und Menschen zu haben, die all diese Rassen nicht aussterben lassen, oder? Die Frage ist nur: Zu welchem Preis? Wenn Hunderassenlisten wie die der FCI das wahllose und verantwortungslose Züchten kranker Hunde verbieten oder verhindern würden, dann wäre das fantastisch. Das tun sie aber nicht.
Im Gegenteil.
Die Hunde, die von der FCI reihenweise Preise absahnen, sind teilweise stark überzüchtet. Stichwort: Qualzucht. Die besonders auffälligen Merkmale einer Rasse werden prämiert und sollen in der nachfolgenden Generation möglichst noch stärker ausgeprägt vorkommen. Vergleicht man ursprüngliche Hunderassen mit ihrem heutigen Erscheinungsbild, stellt man bei vielen Hunderassen mit Schrecken fest, dass sie kaum wiederzuerkennen sind. Interessant ist der Vergleich zum Beispiel beim Deutschen Schäferhund, Bullterrier, Boxer, der Bordeauxdogge oder dem Mastino Napoletano. Auch Hunderassen wie der Basset Hound, welcher ursprünglich für die Meutejagd gezüchtet wurde, mussten den Trend zum Modehund mitmachen. Dabei wurden ihre Ohren übermäßig lang gezüchtet, was sie häufig Entzündungen oder sogar Amputationen kostet. Auch die teilweise viel zu stark ausgeprägten Hautfalten begünstigen Juckreiz, Entzündungen und Hautkrankheiten. Viele Verpaarungen haben auch Verhaltensstörungen zur Folge. Schonmal einen Mops oder eine Französische Bulldogge im Sommer nach Luft ringen hören? Für die FCI ist das anscheinend Standard.
Fazit: Wie viele Hunderassen gibt es offiziell?
Es lässt sich nicht ganz genau feststellen, wie viele Hunderassen es offiziell gibt. Du kannst aber von mehr als 1000 Hunderassen weltweit ausgehen. Bei jedem Dachverband kommen regelmäßig Rassen hinzu oder befinden sich aktuell auf der Warteliste. Genauso gibt es Rassen, die von einer Liste wieder gestrichen werden und so verändert sich die Anzahl aller offiziell anerkannten Hunderassen weltweit ständig.
Weg von dem Höher, Schneller, Weiter und immer-mehr-Konsum-Gedanken, sollten wir uns auf das Wesentliche konzentrieren. Auf all die tollen Hunde, die es auf unserem Planeten bereits gibt. Auf all die tollen Rassen, die keinerlei Schönheitskorrekturen mehr benötigen, weil sie alle vollkommen sind. Auf weniger (Vielfalt) aber dafür gesunde Hunde anstatt mehr aber dafür kranke! Auf das was wirklich Sinn macht — für den Hund, nicht für den Status.