Hunde gehören zu den beliebtesten Haustieren der Welt. Sie werden für ihre Loyalität, ihr beschützendes Wesen und ihre Verspieltheit geschätzt. Doch nicht jeder Hund verhält sich im normalen Alltag so, wie wir Menschen uns das wünschen würden. Knurren, Anspringen, Bellen, aggressives oder ängstliches Verhalten gehören zu typischen Problemen im Hundealltag. Häufig trainieren wir (meist unbewusst) unseren Hunden ein solches Verhalten bereits im Welpenalter an. Solche Verhaltensmuster können aber auch entstehen (oder sichtbar werden), wenn man einen Hund zum Beispiel aus dem Tierschutz aufnimmt und dessen Vorgeschichte nicht kennt. Zum Glück gibt es Möglichkeiten, dieses unerwünschte Verhalten abzutrainieren: Nämlich mit Hilfe vom klassischen Hundetraining vor Ort in der Hundeschule oder einem Selbstkurs in Form eines Online-Hundetrainings. Viele Hundebesitzer greifen in solchen Fällen auch auf sogenannte „Erziehungshalsbänder für Hunde“ zurück. Welche Arten von Erziehungshalsbändern es gibt, welche davon sinnvoll sein können und welche Vorteile und Nachteile mit dem Einsatz von solchen Hilfsmittel in der Hundeerziehung verbunden sind, erfährst Du in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist ein Erziehungshalsband für Hunde?
- Welche Arten von Erziehungshalsbändern gibt es?
- Für welche Probleme werden Erziehungshalsbänder typischerweise angewendet?
- Vorteile und Nachteile: Wie sinnvoll sind Erziehungshalsbänder?
- Fazit zu Erziehungshalsbändern für Hunde
Was ist ein Erziehungshalsband für Hunde?
Ein Erziehungshalsband ist ein Hilfsmittel in der Hundeerziehung, das dazu dienen soll Fehlverhalten eines Hundes abzutrainieren. Es gibt verschiedene Arten von Erziehungshalsbändern, dennoch ist das Funktionsprinzip überall das gleiche: Zeigt der Hund ein unerwünschtes Verhalten, erfolgt durch das Erziehungshalsband ein Reiz, der das ungewollte Verhalten unterbrechen soll.
Einige Erziehungshalsbänder werden automatisch ausgelöst (zum Beispiel ein Anti-Bell-Halsband, durch Bellen des Hundes). Andere Erziehungshalsbänder sind mit einer Fernbedienung ausgestattet, so dass Du als Hundebesitzer die Kontrolle darüber hast, wann der Reiz ausgelöst wird.
Welche Arten von Erziehungshalsbändern gibt es?
Es kommen je nach Art des Erziehungshalsbandes verschiedene, mehr oder weniger starke Reize („Strafreize“) zum Einsatz. Beispiele hierfür sind:
- Geruchloses Spray: Solche Erziehungshalsbänder versprühen in der Regel Wasser, das Deinen Hund ablenken soll.
- Duftendes Spray: Solche Erziehungshalsbänder versprühen ein duftendes Spray (in der Regel mit Zitrusduft), um Deinen Hund in der jeweiligen Situation abzulenken.
- Töne: Manche Erziehungshalsbänder sind mit einem kleinen Mikrofon ausgestattet und geben bei ungewünschten Verhaltensmustern für den Hund unangenehme Töne (meist im Ultraschallbereich) ab, die ihn ablenken sollen.
- Vibration: Solche Erziehungshalsbänder sollen Deinen Hund mittels Vibration in der jeweiligen Situation ablenken.
- Stromimpuls (Teleimpulsgeräte, Elektroreizgeräte): Bei einem solchen Erziehungshalsbändern kommen schmerzhafte Stromimpulse zum Einsatz, um das unerwünschte Verhalten des Hundes zu unterbinden.
- Schmerzen durch Stachel- oder Würgehalsbänder: Stachelhalsbänder sind an der Innenseite mit Stacheln (meist aus Metall) ausgestattet, die dem Hund bei unerwünschtem Verhalten Schmerzen zufügen sollen. Würgehalsbänder ziehen sich bei Zug an der Leine am Hals des Hundes zu und schnüren ihm so die Luft ab.
ACHTUNG: Der Einsatz von schmerzhaften Mitteln wie Stromimpulsgeräten oder Stachelhalsbändern ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus Tierschutzgründen mittlerweile (zum Glück!) verboten! Leider kommen solche „Hilfsmittel“ trotzdem immer wieder zum Einsatz. Bei Diensthunden staatlicher Stellen dürfen Stachelhalsbänder leider immer noch verwendet werden. Hier ist deren Einsatz (zu Recht) sehr umstritten.
Der Einsatz von Erziehungshalsbändern, die auf Basis von Sprüh-Impulsen, nicht schmerzenden Vibrationen und Tönen arbeiten ist in Deutschland generell erlaubt. Dennoch ist auch auch deren Einsatz in der Hundewelt umstritten, daher möchten wir im Folgenden auf mögliche Vorteile und Nachteile eingehen.
Für welche Probleme werden Erziehungshalsbänder typischerweise angewendet?
Zu den typischen Situationen, bei denen von Hundebesitzern gerne zu Erziehungshalsbändern gegriffen wird, gehören unter anderem:
- Probleme beim Gassi gehen: Die meisten Hunde sind freundliche Tiere, die uns Menschen offen begegnen und uns gerne begleiten. Allerdings kann es beim Gassi gehen auch zu einigen Problemen kommen. Sei es, dass Dein Hund immer an der Leine zieht, sich aggressiv verhält oder andere Menschen, Hunde oder Fahrzeuge anbellet: Solche Probleme kommen häufig vor und können sehr unangenehm sein, in manchen Fällen sogar gefährliche Ausmaße für alle Beteiligten annehmen.
- Andauerndes Bellen: Wenn Hunde miteinander kommunizieren möchten, bellen sie. Allerdings gibt es auch Hunde, die ständig bellen.
- Starkes Jagdverhalten: Es gibt Hunde, die eine sehr ausgeprägten Jagdtrieb haben. An einen ruhigen Spaziergang oder an ein Laufen ohne Leine ist bei solchen Hunden nicht zu denken.
- Ständiges Anspringen: Anspringen des eigenen Hundebesitzers oder fremder Menschen kann gerade bei größeren Hunden ein erstes Problem sein.
Egal welches Problemverhalten bei Deinem Hund auftritt, bevor Du vorschnell zu einem Erziehungshalsband greifst, solltest Du zuerst der Ursache auf den Grund gehen. Ist es Unsicherheit, ist es Stress, Angst, ist es einfach ein falsch antrainiertes Verhalten oder fehlender Respekt? Hier kann Dir der geschulte Blick eines Hundetrainers helfen.
Vorteile und Nachteile: Wie sinnvoll sind Erziehungshalsbänder?
Halsbänder, um Fehlverhalten wie Bellen, Jagen, Buddeln etc. — sozusagen auf Knopfdruck — zu korrigieren… Klingt praktisch, aber ist es das auch?
Einige Hundetrainer schwören auf Erziehungshalsbänder und befürworten deren Einsatz, vor allem bei „Härtefällen“, die sonst vielleicht keine Chance mehr auf ein normales Leben hätten. Solche Härtefälle können zum Beispiel „wilde“, also sehr körperlich orientierte Hunde sein, bei denen andere Methoden nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben.
Der Einsatz des Erziehungshalsbandes sollte in solchen Fällen allerdings nur sehr bedacht und konsequent stattfinden. Keinesfalls soll der Reiz des Halsbandes vom Hund als „Strafe“ empfunden werden. Der Reiz soll den Hund lediglich vom unerwünschten Verhalten ablenken, sodass der Hund dieses abbricht. Sobald der Hund gewünschtes Verhalten zeigt, muss er zielgerichtet und zeitnah gelobt werden.
Andere Hundetrainer raten von deren Verwendung gänzlich ab. Zu den Hauptargumenten gegen Erziehungshalsbänder gehört die Möglichkeit der fehlenden Verknüpfung des unangenehmen Reizes mit der eigentlichen Ursache oder der Fehlverknüpfung mit anderen Reizen aus der Umgebung. Daraus können Stress, Unverständnis, Vertrauensverlust, Verunsicherung und Angst entstehen.
Ein anders Problem ist das Timing. Nur wenn der unangenehme Reiz unmittelbar auf das unerwünschte Verhalten folgt, kann der Hund die beiden Ereignisse überhaupt miteinander verknüpfen. Reagiert der Mensch mit Fernauslöser zu spät, verpufft die Wirkung (bestenfalls) oder führt, wie oben beschrieben, zu einer Fehlverknüpfung.
Automatisch auslösende Varianten von Erziehungshalsbändern reagieren außerdem oftmals zu spät oder auch auf falsche Auslöser zum Beispiel kann es passieren dass der eigene Hund vom „Anti-Bell-Halsband“ „bestraft“ wird, obwohl gar nicht er, sondern der Nachbarshund bellt.
Fazit zu Erziehungshalsbändern für Hunde
Auch wenn früher vielleicht noch andere Methoden in der Hundeerziehung zum Einsatz kamen, sollte heutzutage artgerechte, positive, gewaltfreie Hundeerziehung selbstverständlich sein. Schließlich ist es viel angenehmer und auch effektiver für den Lernerfolg positive Verhaltensweisen zu belohnen, als negative zu bestrafen. Stachelhalsbänder, Würgehalsbänder, Stromimpulsgeräte oder andere Erziehungshalsbänder, die einem Hund Schmerzen zufügen sollen, haben daher absolut keinen Platz in der modernen, artgerechten Hundeerziehung.
Der Deutsche Tierschutzbund ist der Auffassung, dass auch als „schmerzfrei“ beworbene Erziehungshalsbänder (mit Spray, Vibrationen oder Tönen) nur in Ausnahmesituationen und nur von Personen mit einschlägiger Erfahrung in der Hundeerziehung verwendet werden sollten. Dieser Meinung möchten wir uns anschließen. In unerfahrenen Händen können solche Hilfsmittel mehr Schaden anrichten als Nutzen stiften. Ein Erziehungshalsband kann außerdem keinesfalls Ersatz für eine fehlende oder falsche Hundeerziehung sein! Wenn überhaupt, kann es lediglich ein kurzzeitig verwendetes Hilfsmittel für gezielte Korrekturen sein.
Sehr sinnvoll kann ein leicht vibrierendes Erziehungshalsband für taube Hunde sein, um deren Aufmerksamkeit auch aus der Entfernung auf den Halter richten zu können, sodass danach eine Kommunikation per Sichtzeichen stattfinden kann. Aber auch ein solches Training sollte unbedingt unter Anleitung eines erfahrenen Hundetrainers stattfinden.