Pro und Con­tra: Hun­de aus dem Aus­land und wie man sie bes­ser ver­steht

Es gibt eben­so vie­le Befür­wor­ter wie Kon­tra­hen­ten, wenn es um das The­ma Adop­ti­on von Hun­den aus dem aus­län­di­schen Tier­schutz geht. Kri­ti­sche Stim­men berich­ten von Tie­ren, die Krank­hei­ten nach Deutsch­land ein­schlep­pen und für die hohe Tier­arzt­rech­nun­gen anfal­len. Befür­wor­ter wie­der­um erzäh­len, dass ihr ehe­ma­li­ger Stra­ßen­hund aus einem süd­li­chen Land sich zu einem außer­ge­wöhn­lich treu­en Freund ent­wi­ckelt hat, der beson­ders Dank­bar für sei­ne zwei­te Chan­ce im Leben ist. In die­sem Bei­trag beleuch­ten bei­de Sei­ten des The­mas „Hun­de aus dem Aus­land adop­tie­ren“.

Vor­über­le­gun­gen zur Anschaf­fung eines Hun­des

Hun­de gel­ten nicht umsonst als unse­re bes­ten Freun­de. Sie sind treue Beglei­ter, gute Zuhö­rer und wir­ken sich auch noch posi­tiv auf unse­re Gesund­heit und Psy­che aus: Die täg­li­che Bewe­gung mit unse­ren Vier­bei­nern hat näm­lich einen posi­ti­ven Effekt auf unser Herz-Kreis­lauf-Sys­tem und außer­dem kön­nen Hun­de Stress, Ängs­te und Ein­sam­keit lin­dern. Kein Wun­der also, dass vie­le Men­schen ger­ne einen Hund adop­tie­ren möch­ten.

Unab­hän­gig davon, ob Du Dich für einen Hund aus einem deut­schen Tier­heim, aus dem Aus­land oder vom Züch­ter ent­schei­dest, soll­test Du Dich vor Ein­zug des Hun­des mit fol­gen­den Fra­gen beschäf­ti­gen:

  • Habe ich genug Zeit für den Hund, inklu­si­ve täg­li­cher Spa­zier­gän­ge, Pfle­ge des Hun­des und Hun­de­er­zie­hung?
  • Wie vie­le Stun­den bin ich täg­lich außer Haus?
  • Reicht mein Haus­halts­bud­get für Fut­ter, die regel­mä­ßi­ge Gesund­heits­ver­sor­gung, Hun­de­steu­er und Hun­de­ver­si­che­rung sowie für unvor­her­ge­se­he­ne Kos­ten wie Tier­arzt­kos­ten (z.B. für eine Behand­lung oder Ope­ra­ti­on nach Ver­let­zung)?
  • Gibt es eine Mög­lich­keit, das Tier bei­spiels­wei­se wäh­rend mei­ner Urlaubs­rei­se in guten Hän­den unter­zu­brin­gen?
  • Habe ich bereits Erfah­rung mit Hun­den? Wenn nicht, soll­test Du unbe­dingt eine Hun­de­ras­se wäh­len, die für Anfän­ger geeig­net ist.

Bei der Beant­wor­tung die­ser Fra­gen hel­fen Blog­bei­trä­ge zum The­ma wie die von Sche­cker. Den­ke auch bit­te immer dar­an, dass Du mit der Anschaf­fung eines Hun­des eine jah­re­lan­ge Ver­ant­wor­tung über­nimmst, die Du auch trägst, wenn sich Dei­ne Lebens­um­stän­de ändern soll­ten.

Welpen aus dem Auslandstierschutz adoptieren
Leicht ver­lie­ren wir unser Herz an sol­che klei­nen Winz­lin­ge

Aus­lands­ver­mitt­lun­gen ret­ten Hun­de­le­ben

Unter ande­rem in Rumä­ni­en, Spa­ni­en und Grie­chen­land lebt eine Viel­zahl an Hun­den auf der Stra­ße oder in Tier­hei­men. Die­se sind in der Regel völ­lig über­füllt und es herr­schen teil­wei­se unhalt­ba­re Zustän­de. Oft wer­den die Tie­re dort auch nach kur­zer Frist ein­ge­schlä­fert. Lan­den die Tie­re nicht in einer Tier­auf­fang­sta­ti­on ist ihr Leben trotz­dem bedroht: Hun­de wer­den oft­mals miss­han­delt, ver­gif­tet oder von Autos über­fah­ren.

In den letz­ten Jah­ren sind zwar zahl­rei­che Tier­schüt­zer im Ein­satz, die die Stra­ßen­hun­de kas­trie­ren las­sen um wei­te­res Tier­leid zu ver­hin­dern, jedoch stel­len oft auch die ein­hei­mi­schen Hun­de­be­sit­zer, vor allem in länd­li­chen Gegen­den, ein Pro­blem dar. Sie sehen in der Kas­tra­ti­on einen Ein­griff in die Natur und leh­nen sie schlicht­weg ab. Da sie ihre Tie­re häu­fig im Frei­en ein­fach anket­ten, ver­meh­ren sie sich lei­der rasant. Die Lösung die­ser Hun­de­hal­ter sieht lei­der oft­mals so aus: Neu­ge­bo­re­ne Wel­pen lan­den ein­fach in der Müll­ton­ne, dem Stra­ßen­gra­ben oder wer­den kur­zer­hand getö­tet.

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Pro-Argu­men­te für die Adop­ti­on von Hun­den aus dem aus­län­di­schen Tier­schutz

Nimmst Du einen Hund aus dem aus­län­di­schen Tier­schutz auf, kannst Du wenigs­tens einen von ihnen vor dem siche­ren Tod ret­ten. Zusätz­lich sorgst Du mit der Adop­ti­on und der dabei anfal­len­den Schutz­ge­bühr für finan­zi­el­le Unter­stüt­zung der ent­spre­chen­den Tier­schutz­or­ga­ni­sa­ti­on.

Damit trägst Du mit der Hun­de­ad­op­ti­on auch zur wich­ti­gen, nach­hal­ti­gen Hil­fe bei, denn mit Dei­nem Geld wird das Stra­ßen­hun­de­pro­blem vor Ort an der Wur­zel gepackt. Die­ses Geld macht bedeu­ten­de Pro­jek­te im Aus­land mög­lich, dar­un­ter:

  • Pro­jek­te zur För­de­rung des Umden­kens der Lan­des­be­völ­ke­rung
  • Pro­jek­te zur Errich­tung von siche­ren Zufluchts­or­ten für Hun­de
  • Pro­jek­te zur Durch­füh­rung von Kas­tra­tio­nen
  • Pro­jek­te zur medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung von Stra­ßen­hun­den
  • Pro­jek­te zur Unter­stüt­zung loka­ler Tier­hei­me

Zwar füh­ren eini­ge Kon­tra­hen­ten an, dass aus­län­di­sche Vier­bei­ner deut­schen Hun­den die Ver­mitt­lungs­chan­ce neh­men (dazu mehr unter Con­tra), aller­dings hat ihr Tier­heim­auf­ent­halt bei uns auch etwas Posi­ti­ves: Es kom­men ins­ge­samt mehr Inter­es­sen­ten, die sich nicht sel­ten auch für einen „Lang­zeit­in­sas­sen“ aus Deutsch­land ent­schei­den.

Hunde aus dem Ausland adoptieren
Die Augen die­ses Hun­des spre­chen Bän­de

Con­tra-Argu­men­te für die Adop­ti­on von Hun­den aus dem aus­län­di­schen Tier­schutz

Das Argu­ment, Hun­de aus dem Aus­land sei­en häu­fig krank, ist nicht pau­scha­li­sier­bar. Seriö­se Tier­schutz­ver­ei­ne las­sen die Vier­bei­ner vor ihrer Ver­mitt­lung tier­ärzt­lich unter­su­chen, ggfs. behan­deln und natür­lich auch imp­fen. Ver­liebst Du Dich in Dei­nem Urlaub in einen Stra­ßen­hund und möch­test ihn mit nach Hau­se neh­men, soll­test Du genau­so han­deln.

Einen Hund über die Gren­ze zu schmug­geln, ist unver­ant­wort­lich, auch inner­halb Euro­pas. Soll­test Du erwischt wer­den, lei­dest nicht nur Du dar­un­ter, son­dern vor allem Dein vier­bei­ni­ger Freund. Wäh­rend Dich eine hohe Stra­fe erwar­tet, lan­det er bei feh­len­der Toll­wut­imp­fung für min­des­tens vier Mona­te (auf Dei­ne Kos­ten) in Qua­ran­tä­ne.

Rich­tig ist, dass sich Tie­re, die bei­spiels­wei­se ihr bis­he­ri­ges Leben in einem Rudel an einem abge­schie­de­nen Ort ver­bracht haben, nicht immer in einer Woh­nung, umge­ben von Men­schen und Groß­stadt­tru­bel, wohl­füh­len. Dar­über hin­aus gibt es in süd­li­chen Län­dern ver­schie­de­ne Ras­sen, dar­un­ter der spa­ni­sche Jagd­hund Poden­co und der grie­chi­sche Her­den­schutz­hund Poime­n­ikos, die über einen außer­ge­wöhn­li­che gro­ßen Lauf- bzw. Frei­heits­drang ver­fü­gen. Ihnen kannst Du in Deutsch­land oft­mals nur schwer gerecht wer­den. Des­halb musst Du Dir beson­ders gut über­le­gen, ob der jewei­li­ge Hund zu Dir und Dei­nen Lebens­be­din­gun­gen passt.

Ein wei­te­res Argu­ment gegen die Auf­nah­me eines aus­län­di­schen Hun­des ist, dass dadurch die Vier­bei­ner in deut­schen Tier­hei­men sit­zen blei­ben. Fakt ist jedoch: Bei uns sind es vor allem alte, gro­ße schwar­ze, sehr schwie­ri­ge Tie­re oder soge­nann­te Kampf­hun­de, die schwer ver­mit­tel­bar sind. Die meis­ten Orga­ni­sa­tio­nen ret­ten vor allem jün­ge­re, klei­ne bis mit­tel­gro­ße Misch­lin­ge mit freund­li­chem Wesen, für die leicht ein neu­es Zuhau­se zu fin­den ist. Dass sich Tier­freun­de für einen Hund mit hohem Aggres­si­ons­po­ten­ti­al ent­schei­den wür­den, wenn sie nicht einen net­ten Winz­ling aus dem Aus­land im Nach­bar­zwin­ger ent­de­cken, ist unwahr­schein­lich.

Adoption von Hunden aus dem ausländischen Tierschutz
Nicht sel­ten steckt Angst und Unsi­cher­heit hin­ter einem aggres­si­ven Ver­hal­ten

Ein lan­ger Weg: Vom Stra­ßen­hund zum Fami­li­en­mit­glied

Ein Hund aus dem Tier­heim stellt die neu­en Besit­zer fast immer vor eine grö­ße­re Her­aus­for­de­rung als ein Wel­pe vom Züch­ter. Dies gilt ganz spe­zi­ell für Stra­ßen- oder Heim­hun­de aus dem Aus­land. Wäh­rend sie in deut­schen Tier­asy­len und Pfle­ge­stel­len ein mög­lichst ange­neh­mes Leben füh­ren, sieht es im Aus­land völ­lig anders aus.

Wild leben­de Hun­de sind bei uns völ­lig unbe­kannt. Des­halb kön­nen wir uns deren har­ten All­tag kaum vor­stel­len. Vie­le von ihnen haben in Deutsch­land Schwie­rig­kei­ten, mit ihrem neu­en Leben klar­zu­kom­men. Sie kön­nen sich nur schwer anpas­sen, was bei vie­len Hal­tern auf Unver­ständ­nis stößt.

Im Zusam­men­hang mit einem Aus­lands­hund hören wir häu­fig: „War­um ist mein Hund nicht dank­bar, ich habe ihn doch geret­tet?“ oder „Ich bie­te mei­nem Tier nach einem schreck­li­chen ein tol­les Leben, war­um benimmt er sich jetzt nicht?“ Ein klein wenig lässt sich die Ent­täu­schung nach­voll­zie­hen. Schließ­lich woll­te man einem aus­län­di­schen Hund etwas Gutes tun. Es ist wich­tig, dass Du Dir bewusst machst, war­um sich Dein neu­er vier­bei­ni­ger Freund so ver­hält. Erhältst Du ein bes­se­res Ver­ständ­nis für des­sen frü­he­re Lebens­wei­se, kön­nen so man­che Pro­ble­me leich­ter zu lösen sein oder sogar von vorn­her­ein ver­mie­den wer­den.

Scheue Dich nicht, Dir bei einer Adop­ti­on eines Aus­lands­hun­den früh­zei­tig pro­fes­sio­nel­le Hil­fe in Form eines Hun­de­trai­ners oder einer Hun­de­schu­le zu suchen!

Häu­fi­ge Ver­hal­tens­wei­sen von Stra­ßen­hun­den

Selbst­ver­ständ­lich reagiert jeder Hund unter­schied­lich, je nach dem wel­che Erfah­run­gen er in sei­nem bis­he­ri­gen Leben gesam­melt hat. Es gibt jedoch eini­ge Ver­hal­tens­wei­sen, die bei Aus­lands­hun­den häu­fig vor­kom­men:

  • Anfäng­li­che star­ke Zurück­hal­tung, die häu­fig auf dem „Kul­tur­schock“ und Kon­troll­ver­lust beru­hen.
  • Spä­te­res Aggres­si­ons­ver­hal­ten – dies kommt oft nach der Akkli­ma­ti­sie­rung vor, vor allem gegen­über Art­ge­nos­sen und wenn der „Süd­län­der“ ange­leint ist.
  • Angst oder Aggres­sio­nen vor/gegen Men­schen, ins­be­son­de­re im neu­en Zuhau­se oder auch bei Geräu­schen auf der Stra­ße.

Vie­le Hun­de­hal­ter den­ken, dass der­ar­ti­ges Ver­hal­ten aus schlech­ten, frü­he­ren Erfah­run­gen resul­tiert. Dies ist durch­aus mög­lich, aber Du soll­test nicht ver­ges­sen, dass auch ein Man­gel an Prä­gung und Sozia­li­sie­rung in den ers­ten 16 Wochen dafür in Fra­ge kom­men kann. Besit­zern eines Hun­des aus dem Aus­land soll­te bewusst sein, dass der Hund ohne Anpas­sung an die har­ten Lebens­be­din­gun­gen nie­mals auf der Stra­ße über­lebt hät­te. Nimmst Du ein sol­ches Tier auf, muss Dir bewusst sein, dass er an sei­ne frü­he­re Umge­bung gut ange­passt ist. Dies führt häu­fig zu Eigen­schaf­ten wie eigen­stän­di­gem Han­deln und Den­ken, Ver­tei­di­gung von gewon­ne­nen Res­sour­cen oder uner­wünsch­tem Jagd­ver­hal­ten, die in unse­rer Gesell­schaft schnell zum Pro­blem wer­den kön­nen.

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