Moder­ne Mobi­li­täts­hil­fen für Hun­de: Was Tier­hal­ter über Hun­de-Roll­stüh­le wis­sen soll­ten

Wenn ein Hund plötz­lich nicht mehr so lau­fen kann wie frü­her, ver­än­dert sich der All­tag von einem Tag auf den ande­ren – für das Tier eben­so wie für den Men­schen. Ein­schrän­kun­gen der Beweg­lich­keit bedeu­ten nicht nur, dass Spa­zier­gän­ge kür­zer wer­den, son­dern oft auch, dass gewohn­te Rou­ti­nen, Spie­le und sozia­le Kon­tak­te weg­fal­len. Vie­le Hal­ter mer­ken erst in die­ser Pha­se, wie sehr Mobi­li­tät mit Lebens­freu­de, Selbst­wirk­sam­keit und Wür­de des Hun­des ver­knüpft ist. Moder­ne Mobi­li­täts­hil­fen kön­nen hier einen ent­schei­den­den Bei­trag leis­ten, um die­se Lebens­qua­li­tät zu erhal­ten oder wie­der­her­zu­stel­len. Die­ser Bei­trag bie­tet Dir gewis­ser­ma­ßen „Hun­de-Roll­stüh­le im Über­blick“ und zeigt, wel­che Fak­to­ren für eine gute Anpas­sung wirk­lich wich­tig sind – von der ers­ten Dia­gno­se bis zur lang­fris­ti­gen Nut­zung im All­tag.

Gleich­zei­tig ist es nach­voll­zieh­bar, dass die Ent­schei­dung für ein Hilfs­mit­tel wie den Hun­de Roll­stuhl vie­le Fra­gen auf­wirft. Passt das über­haupt zu Dei­nem Hund? Wird er sich dar­an gewöh­nen? Wie lässt sich sicher­stel­len, dass das Hilfs­mit­tel weder Schmer­zen ver­ur­sacht noch bestehen­de Pro­ble­me ver­stärkt? An die­ser Stel­le reicht es nicht, ein­fach ein Modell „von der Stan­ge“ zu wäh­len, son­dern es braucht Wis­sen über Ursa­chen, Anpas­sung, Mate­ria­li­en, Trai­ning und Beglei­tung durch Fach­leu­te. Nur dann wird aus einer tech­ni­schen Lösung tat­säch­lich eine all­tags­taug­li­che Unter­stüt­zung, die Dei­nem Hund hilft, sich frei und sicher zu bewe­gen.

Hin­zu kommt, dass der Markt für Mobi­li­täts­hil­fen in den letz­ten Jah­ren deut­lich gewach­sen ist: Roll­wa­gen, Tra­ge­hil­fen, ortho­pä­di­sche Hilfs­mit­tel und ergän­zen­de The­ra­pien wer­den immer dif­fe­ren­zier­ter ange­bo­ten. Für Hal­ter ist es des­halb gar nicht so leicht, den Über­blick zu behal­ten und zu erken­nen, wel­che Funk­tio­nen wirk­lich rele­vant sind. Der fol­gen­de Arti­kel führt Schritt für Schritt durch die wich­tigs­ten Fra­gen, beleuch­tet typi­sche Feh­ler bei der Anpas­sung und zeigt, war­um es sich lohnt, Zeit und Auf­merk­sam­keit in die Fein­jus­tie­rung zu inves­tie­ren – denn genau dort ent­schei­det sich, ob eine Kon­struk­ti­on nur gut aus­sieht oder Dei­nem Hund tat­säch­lich neue Mobi­li­tät schenkt.

Moderne Mobilitätshilfen für Hunde
Moder­ne Mobi­li­täts­hil­fen für Hun­de

Ursa­chen für ein­ge­schränk­te Beweg­lich­keit bei Hun­den und wann Hilfs­mit­tel sinn­voll sind

Bewe­gungs­ein­schrän­kun­gen beim Hund kön­nen vie­le Ursa­chen haben – von alters­be­ding­tem Gelenk­ver­schleiß über aku­te Ver­let­zun­gen bis hin zu neu­ro­lo­gi­schen Erkran­kun­gen oder ange­bo­re­nen Fehl­stel­lun­gen. Häu­fig ste­hen am Anfang sub­ti­le Ver­än­de­run­gen: Der Hund steigt Trep­pen lang­sa­mer, springt nicht mehr ins Auto, setzt sich zöger­lich oder ver­mei­det bestimm­te Bewe­gun­gen. Vie­le Hal­ter inter­pre­tie­ren das zunächst als „ganz nor­ma­les Alt­wer­den“, doch dahin­ter kön­nen bereits schmerz­haf­te Pro­zes­se in Hüf­te, Knien oder Wir­bel­säu­le ste­cken. Auch Erkran­kun­gen wie Hüft­ge­lenks­dys­pla­sie, Spon­dy­lo­se, Band­schei­ben­vor­fäl­le, dege­ne­ra­ti­ve Mye­lo­pa­thie oder Kreuz­band­ris­se gehö­ren zu den typi­schen Aus­lö­sern dafür, dass ein Hund nicht mehr so lau­fen kann wie zuvor. In man­chen Fäl­len kommt eine plötz­li­che Läh­mung hin­zu, etwa nach einem Unfall oder einem neu­ro­lo­gi­schen Ereig­nis, das die Hin­ter­hand teil­wei­se oder voll­stän­dig beein­träch­tigt.

Spä­tes­tens dann, wenn ein Hund nur noch müh­sam auf­ste­hen kann, häu­fig stol­pert, Pfo­ten schleift oder gan­ze Glied­ma­ßen kaum noch belas­tet, wird offen­sicht­lich, dass es mehr braucht als Scho­nung oder Schmerz­me­di­ka­ti­on. Hier kom­men Mobi­li­täts­hil­fen ins Spiel, die die Funk­ti­on ein­ge­schränk­ter Kör­per­par­tien teil­wei­se kom­pen­sie­ren. Ein Hun­de-Roll­stuhl kann bei­spiels­wei­se die Hin­ter­hand ent­las­ten, wenn die Mus­ku­la­tur zu schwach gewor­den ist oder die Ner­ven­ver­sor­gung dau­er­haft gestört bleibt. Ent­schei­dend ist dabei nicht nur der kör­per­li­che Zustand, son­dern auch die Gesamt­per­sön­lich­keit des Hun­des: Ein akti­ver, neu­gie­ri­ger Hund, der geis­tig fit ist und wei­ter­hin Inter­es­se an sei­ner Umwelt zeigt, pro­fi­tiert oft enorm von einem Hilfs­mit­tel, das ihm wie­der Bewe­gung ermög­licht. Auf der ande­ren Sei­te gibt es Situa­tio­nen, in denen ande­re Maß­nah­men sinn­vol­ler sind – etwa schmerz­lin­dern­de The­ra­pien, Phy­sio­the­ra­pie oder Anpas­sung der Umge­bung –, bei­spiels­wei­se wenn der Hund sehr krank ist oder stark unter Stress reagiert.

Des­halb ist die Fra­ge, wann ein Hilfs­mit­tel sinn­voll ist, immer eine Ein­zel­fall­ent­schei­dung, die in enger Abstim­mung mit Tier­ärz­ten bzw. Tier­ärz­tin­nen und gege­be­nen­falls Phy­sio­the­ra­peu­ten bzw. Phy­sio­the­ra­peu­tin­nen getrof­fen wer­den soll­te. Ein Hun­de-Roll­stuhl ist kein modi­sches Acces­soire, son­dern ein medi­zi­nisch-funk­tio­na­les Werk­zeug. Er wird dann rele­vant, wenn er dem Hund die Chan­ce gibt, sich selbst­be­stimmt zu bewe­gen, ohne wei­te­re Schä­den zu ver­ur­sa­chen. Ein wich­ti­ger Indi­ka­tor ist dabei, ob der Hund trotz Ein­schrän­kun­gen noch Moti­va­ti­on zur Bewe­gung zeigt – also neu­gie­rig nach drau­ßen möch­te, gern schnüf­felt und Kon­tak­te sucht. In die­sen Fäl­len kann ein gut ange­pass­ter Roll­wa­gen die Brü­cke schla­gen zwi­schen kör­per­li­cher Begren­zung und geleb­ter Lebens­freu­de.

„Eine gut ange­pass­te Mobi­li­täts­hil­fe ermög­licht es einem Hund, trotz kör­per­li­cher Ein­schrän­kun­gen aktiv zu blei­ben und am All­tag teil­zu­neh­men.“

Hunde-Rollstuhl im Einsatz - Aktiv unterwegs auf der Wiese trotz Mobilitätseinschränkung
Hun­de-Roll­stuhl im Ein­satz — Aktiv unter­wegs auf der Wie­se trotz Mobi­li­täts­ein­schrän­kung

Wel­che Fak­to­ren bei der Anpas­sung eines Mobi­li­täts­hilfs­mit­tels ent­schei­dend sind

Die Ent­schei­dung für ein bestimm­tes Modell ist nur der ers­te Schritt, denn über den tat­säch­li­chen Erfolg ent­schei­det am Ende die Fein­ab­stim­mung. Ein Hun­de-Roll­stuhl, der nicht rich­tig sitzt, kann Druck­stel­len ver­ur­sa­chen, Fehl­hal­tun­gen för­dern oder vor­han­de­ne Schmer­zen ver­stär­ken. Dar­um beginnt eine gute Anpas­sung immer mit einer sehr genau­en Bestands­auf­nah­me: Wel­che Glied­ma­ßen sind betrof­fen? Wie bewegt sich der Hund ohne Hilfs­mit­tel? Kann er noch ste­hen, wenn er gestützt wird? Wel­che Mus­ku­la­tur ist erhal­ten, wo gibt es deut­li­che Schwä­chen oder Blo­cka­den? Erst wenn die­se Fra­gen beant­wor­tet sind, lässt sich beur­tei­len, wel­che Rah­men­grö­ße, Rad­hö­he und Gurt­sys­te­me wirk­lich pas­sen. Beson­ders wich­tig ist die kor­rek­te Ver­mes­sung von Schul­ter­hö­he, Rücken­län­ge, Brust­korb- und Hüft­brei­te, denn schon weni­ge Zen­ti­me­ter Abwei­chung kön­nen im All­tag dar­über ent­schei­den, ob der Hund sich frei bewe­gen oder nur steif „rol­len“ kann.

Neben den Kör­per­ma­ßen spie­len auch Sta­bi­li­tät und Mate­ri­al­qua­li­tät eine gro­ße Rol­le. Ein hoch­wer­ti­ger Rah­men soll­te sta­bil genug sein, um auch dyna­mi­sche Bewe­gun­gen, Rich­tungs­wech­sel und Uneben­hei­ten aus­zu­hal­ten, ohne zu schwin­gen oder zu knar­zen. Gleich­zei­tig darf das Hilfs­mit­tel nicht zu schwer wir­ken – gera­de bei klei­nen oder geschwäch­ten Hun­den ist ein mög­lichst nied­ri­ges Gewicht wich­tig, damit die ver­blei­ben­de Mus­ku­la­tur nicht über­for­dert wird. Die Auf­la­ge­flä­chen und Gur­te müs­sen gut gepols­tert sein, Druck gleich­mä­ßig ver­tei­len und dür­fen emp­find­li­che Berei­che – etwa Ach­seln, Brust­bein oder die Leis­ten­re­gi­on – nicht ein­schnü­ren. Hier zahlt es sich aus, die Ein­stel­lun­gen Schritt für Schritt zu tes­ten, den Hund in Ruhe ein paar Meter lau­fen zu las­sen und genau hin­zu­schau­en: Bewegt er sich flüs­sig? Senkt oder hebt er den Kopf unna­tür­lich? Rut­schen Gur­te oder Rah­men nach kur­zer Zeit aus der Posi­ti­on?

Hilf­reich ist es, sich zen­tra­le Anpas­sungs­fak­to­ren bewusst noch ein­mal vor Augen zu füh­ren, etwa in Form einer klei­nen Check­lis­te. Typi­sche Punk­te, die Du im Anpas­sungs­pro­zess im Blick behal­ten soll­test, sind unter ande­rem:

  • Prä­zi­se Ver­mes­sung von Rücken­län­ge, Schul­ter­hö­he und Brust­korb
  • Stim­mi­ge Gewichts­ver­tei­lung zwi­schen Vor­der- und Hin­ter­hand
  • Höhe und Win­kel des Rah­mens in Rela­ti­on zur natür­li­chen Linie der Wir­bel­säu­le
  • Pass­form und Pols­te­rung der Gur­te an Brust, Bauch und Hin­ter­hand
  • Wahl der Rad­grö­ße in Abhän­gig­keit von Grö­ße, Kraft und Ein­satz­ge­biet des Hun­des

Ergän­zend dazu kann eine ein­fa­che Über­sicht hel­fen, die Wir­kung der wich­tigs­ten Ein­stell­pa­ra­me­ter zu ver­ste­hen:

Ein­stell­pa­ra­me­terBeschrei­bungMög­li­cher Ein­fluss auf den Hund
Rad­hö­heAbstand zwi­schen Boden und Rah­menZu hoch: Über­stre­ckung; zu nied­rig: Schlei­fen der Pfo­ten
Rah­men­nei­gungWin­kel des Rah­mens im Ver­hält­nis zum BodenBeein­flusst Ent­las­tung der Hin­ter­hand und Vor­der­bein­last
Posi­ti­on des Brust­ge­schirrsLage des Gurt­sys­tems an Brust und Schul­ternZu tief/hoch: scheu­ern­de Stel­len, Atem- oder Bewe­gungs­druck
Abstand der Hin­ter­rad­auf­hän­gungAbstand zur Hin­ter­hand des Hun­desZu nah: Rei­bung an Bei­nen; zu weit: insta­bi­ler Lauf
Gurt­span­nungFes­tig­keit der Tra­ge- und Stütz­gur­teZu locker: Ver­rut­schen; zu fest: Druck­stel­len, Schmer­zen

Eine gute Anpas­sung bedeu­tet, die­se Para­me­ter nicht ein­ma­lig ein­zu­stel­len, son­dern dyna­misch auf den Hund zu reagie­ren. Je nach Tages­form, Trai­nings­zu­stand oder Krank­heits­ver­lauf kann es sinn­voll sein, klei­ne Ver­än­de­run­gen vor­zu­neh­men, die dem Hund mehr Kom­fort oder Sta­bi­li­tät geben. Im Ide­al­fall erfolgt die­ser Pro­zess in Beglei­tung von Fach­leu­ten, die Erfah­rung mit Hun­de-Roll­wa­gen haben und kleins­te Abwei­chun­gen im Bewe­gungs­ab­lauf erken­nen. So ver­wan­delt sich ein theo­re­tisch pas­sen­des Modell nach und nach in eine indi­vi­du­el­le Mobi­li­täts­lö­sung, die Dei­nem Hund nicht nur Fort­be­we­gung, son­dern ech­te Lebens­qua­li­tät zurück­gibt.

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Schritt-für-Schritt-Anpas­sung: So gelingt die opti­ma­le Ein­stel­lung für den eige­nen Hund

Vie­le Hal­ter wün­schen sich eine kla­re Ori­en­tie­rung, wie sie bei der Anpas­sung eines Mobi­li­täts­hilfs­mit­tels prak­tisch vor­ge­hen sol­len. Sinn­voll ist ein struk­tu­rier­tes, schritt­wei­ses Vor­ge­hen, das Stress redu­ziert und Feh­ler mini­miert. Am Anfang steht ein ruhi­ger Moment, in dem der Hund ent­spannt ist und sich berüh­ren lässt. Du nimmst Dir Zeit für die Ver­mes­sung: Rücken­län­ge vom Schul­ter­blatt bis zum Schwanz­an­satz, Schul­ter­hö­he, Umfang von Brust­korb und Bauch sowie gege­be­nen­falls der Abstand zwi­schen Vor­der- und Hin­ter­hand. Die­se Daten bil­den die Grund­la­ge, um das pas­sen­de Modell und die kor­rek­te Grund­grö­ße aus­zu­wäh­len. Anschlie­ßend wird der Roll­wa­gen grob auf die­se Maße ein­ge­stellt, bevor der Hund über­haupt hin­ein­steigt – so ver­mei­dest Du unnö­ti­ges Hand­ling und sorgst dafür, dass der ers­te Kon­takt mög­lichst ange­nehm ver­läuft.

Im nächs­ten Schritt geht es dar­um, den Hund behut­sam mit dem Hilfs­mit­tel bekannt zu machen. Anstatt ihn sofort ein­zu­span­nen und damit los­zu­lau­fen, ist es sinn­voll, ihn zunächst schnup­pern und das neue Objekt in Ruhe erkun­den zu las­sen. Danach wird der Hund vor­sich­tig in den Roll­wa­gen geführt oder geho­ben – je nach Grö­ße und Kraft. Wich­tig ist, dass Du dabei ruhig, klar und posi­tiv bleibst. Der ers­te Stand im Roll­stuhl ist oft ein Schlüs­sel­mo­ment: Hier zeigt sich, ob die Höhen­ein­stel­lung unge­fähr passt, der Hund das Gleich­ge­wicht hal­ten kann und ob irgend­wo sofort sicht­ba­rer Druck oder Zug ent­steht. Erst wenn die­ser Basis­stand stim­mig ist, lohnt es sich, die ers­ten Schrit­te zu gehen – zunächst auf ebe­nem Unter­grund und in sehr kur­zen Etap­pen. Nach weni­gen Metern wird wie­der ange­hal­ten und über­prüft, ob Gur­te ver­rutscht sind, der Hund hechelt, gestresst wirkt oder bestimm­te Bewe­gun­gen ver­mei­det.

Im wei­te­ren Ver­lauf folgt eine Pha­se der Fein­jus­tie­rung, die nicht an einem ein­zi­gen Tag abge­schlos­sen sein muss. Hier wer­den Rah­men­ein­stel­lun­gen, Gurt­span­nung und Rad­hö­he so lan­ge ange­passt, bis der Bewe­gungs­ab­lauf mög­lichst flüs­sig wirkt. Beob­ach­te dabei genau, wie Dein Hund sei­ne Vor­der­bei­ne ein­setzt: Muss er unge­wöhn­lich viel Gewicht tra­gen, drückt er die Schul­tern stark nach vor­ne oder zeigt er Anzei­chen schnel­ler Ermü­dung, kann es sein, dass der Rah­men zu weit nach vorn geneigt ist oder die Rad­hö­he nicht opti­mal gewählt wur­de. Eini­ge Hal­ter füh­ren par­al­lel ein klei­nes Pro­to­koll, in dem sie fest­hal­ten, wel­che Ein­stel­lun­gen ver­än­dert wur­den und wie der Hund dar­auf reagiert hat.

Hilf­reich kann es in die­ser Pha­se auch sein, mit klei­nen, klar struk­tu­rier­ten Trai­nings­ein­hei­ten zu arbei­ten, etwa nach dem Mus­ter:

  • 3–5 Minu­ten lang­sa­mes Gehen auf ebe­nem Unter­grund
  • kur­ze Pau­se mit Check von Gur­ten, Pfo­ten und Atmung
  • erneu­te Ein­heit mit leicht vari­ier­ter Stre­cke

So ent­steht nach und nach ein Gespür dafür, wie viel Dein Hund leis­ten kann, wel­che Ein­stel­lun­gen sich bewäh­ren und wann es Zeit für eine Pau­se ist. Geduld ist hier ein zen­tra­ler Fak­tor: Ein Hun­de-Roll­stuhl ent­fal­tet sein vol­les Poten­zi­al nicht in der ers­ten Woche, son­dern oft erst nach eini­gen Tagen oder Wochen, in denen Hund und Hal­ter zu einem ein­ge­spiel­ten Team wer­den.

Hund im Rollstuhl mit Halter
Spa­zier­gang mit Hun­de-Roll­stuhl: Mehr Lebens­qua­li­tät für Hun­de mit Geh­pro­ble­men

Kom­fort, Sicher­heit und Gewöh­nung: Wie Hun­de ler­nen, sich sicher mit einem Mobi­li­täts­hilfs­mit­tel zu bewe­gen

Selbst die bestan­ge­pass­te Mobi­li­täts­hil­fe erfüllt ihren Zweck nur dann, wenn der Hund sich mit ihr sicher und wohl­fühlt. Vie­le Hun­de reagie­ren anfangs zurück­hal­tend oder unsi­cher – schließ­lich ver­än­dert sich ihr Kör­per­ge­fühl deut­lich, wenn auf ein­mal ein Rah­men und zwei Räder Teil der eige­nen Sil­hou­et­te sind. Die Gewöh­nung beginnt des­halb idea­ler­wei­se in einer ruhi­gen, ver­trau­ten Umge­bung, etwa im Wohn­zim­mer oder im Gar­ten, bevor es in beleb­te­re Berei­che wie Stra­ßen oder Parks geht. In die­ser Pha­se geht es weni­ger um Stre­cke, son­dern um posi­ti­ve Erleb­nis­se: ruhi­ges Ste­hen, ein paar Schrit­te, viel Lob, klei­ne Lecker­bis­sen und die Erfah­rung, dass der Roll­wa­gen nichts Bedroh­li­ches ist, son­dern Bewe­gungs­frei­heit ermög­licht. Der Hund soll­te genü­gend Zeit bekom­men, sei­nen Kör­per im neu­en Sys­tem zu sor­tie­ren, das Gleich­ge­wicht zu tes­ten und die Rol­len zu spü­ren, ohne dabei über­for­dert zu wer­den.

Sicher­heit spielt dabei eine dop­pel­te Rol­le. Zum einen geht es um die phy­si­sche Sicher­heit – also dar­um, Stür­ze, Umkip­pen oder Ein­klem­men zu ver­mei­den. Das bedeu­tet unter ande­rem, dass Du zunächst ebe­ne, rutsch­fes­te Unter­grün­de wäh­len, Hin­der­nis­se wie Stu­fen oder Bord­stei­ne mei­den und Dei­nen Hund nie unbe­auf­sich­tigt im Roll­stuhl las­sen soll­test. Zum ande­ren bedeu­tet Sicher­heit aber auch emo­tio­na­le Sta­bi­li­tät: Ein Hund, der das Gefühl hat, jeder­zeit her­aus­ge­nom­men zu wer­den, wenn es ihm zu viel wird, wird schnel­ler Ver­trau­en fas­sen als ein Hund, der „funk­tio­nie­ren“ muss. Gera­de zu Beginn soll­ten die Ein­hei­ten daher kurz sein und mit einem posi­ti­ven Erleb­nis enden. Mit der Zeit lässt sich die Dau­er behut­sam stei­gern; auch vari­ie­ren­de Unter­grün­de wie Wie­se, Wald­we­ge oder leich­tes Gefäl­le kön­nen hin­zu­kom­men – immer vor­aus­ge­setzt, dass Dein Hund kei­ne Über­for­de­rung zeigt und Du die Situa­ti­on gut ein­schät­zen kannst.

Hund im Rollstuhl
Hund mit Roll­stuhl

Wor­auf Tier­hal­ter bei der lang­fris­ti­gen Nut­zung ach­ten soll­ten

Ist die Anfangs­pha­se geschafft und der Hund hat sich an sei­nen Roll­wa­gen gewöhnt, beginnt der eigent­li­che All­tag mit der Mobi­li­täts­hil­fe. Jetzt rücken Aspek­te in den Vor­der­grund, die auf den ers­ten Blick unspek­ta­ku­lär wir­ken, aber enorm wich­tig für Wohl­be­fin­den und Gesund­heit sind. Dazu gehört vor allem die regel­mä­ßi­ge Kon­trol­le des Mate­ri­als: Pols­ter kön­nen sich mit der Zeit zusam­men­drü­cken, Gur­te aus­lei­ern, Schrau­ben lockern oder Räder abnut­zen. Wer hier früh­zei­tig reagiert, ver­hin­dert Druck­stel­len, Insta­bi­li­tät oder plötz­li­che Defek­te wäh­rend eines Spa­zier­gangs. Es lohnt sich, in regel­mä­ßi­gen Abstän­den die gesam­te Kon­struk­ti­on in Ruhe durch­zu­ge­hen – ähn­lich wie einen tech­ni­schen Check: Sitzt alles fest? Bewe­gen sich die Räder leicht? Sind die Auf­la­ge­flä­chen sau­ber und frei von Ris­sen oder schar­fen Kan­ten? Klei­ne Anpas­sun­gen kön­nen im All­tag einen gro­ßen Unter­schied machen, etwa wenn eine neu auf­ge­tre­te­ne Ver­span­nung am Hun­de­ske­lett durch eine leicht ver­än­der­te Rah­men­hö­he ent­schärft wird.

Eben­so wich­tig ist der Blick auf den Hund selbst. Ein Hun­de-Roll­stuhl nimmt dem Kör­per zwar bestimm­te Belas­tun­gen ab, ersetzt aber kei­ne Mus­ku­la­tur. Im Gegen­teil: Blei­ben bestimm­te Berei­che zu inak­tiv, kann Mus­ku­la­tur wei­ter abbau­en. Des­halb ist es sinn­voll, die Nut­zung des Roll­wa­gens mit geziel­ter Bewe­gungs­the­ra­pie, Phy­sio­the­ra­pie oder ein­fa­chen, zu Hau­se durch­führ­ba­ren Übun­gen zu kom­bi­nie­ren. Tier­ärz­te bzw. Tier­ärz­tin­nen und Phy­sio­the­ra­peu­ten bzw. Phy­sio­the­ra­peu­tin­nen kön­nen hel­fen, pas­sen­de Übun­gen zu fin­den, die noch vor­han­de­ne Mus­kel­grup­pen stär­ken, die Wir­bel­säu­le mobil hal­ten und Schmer­zen redu­zie­ren. Dar­über hin­aus ver­än­dert sich der Zustand vie­ler Hun­de im Lau­fe der Zeit – sowohl in Bezug auf die Krank­heit als auch das Alter. Ein Roll­wa­gen, der vor einem hal­ben Jahr per­fekt pass­te, kann heu­te zu nied­rig oder zu schmal sein, weil Mus­ku­la­tur abge­nom­men hat oder sich das Bewe­gungs­mus­ter ver­än­dert hat.

Lang­fris­tig lohnt es sich daher, den Roll­stuhl nicht als sta­ti­sche Anschaf­fung zu sehen, son­dern als fle­xi­bles Sys­tem, das immer wie­der hin­ter­fragt und ange­passt wer­den darf. Hal­ter, die offen auf Ver­än­de­run­gen reagie­ren, eng mit Fach­leu­ten zusam­men­ar­bei­ten und auf die lei­sen Signa­le ihres Hun­des ach­ten – etwa ver­än­der­te Schritt­fre­quenz, ein­sei­ti­ges Zie­hen, ver­mehr­tes Schle­cken an bestimm­ten Kör­per­stel­len oder die Ver­mei­dung bestimm­ter Bewe­gun­gen –, schaf­fen die bes­ten Vor­aus­set­zun­gen dafür, dass der Roll­wa­gen kein star­rer Kom­pro­miss bleibt, son­dern ein mit­wach­sen­des Hilfs­mit­tel, das den Hund über län­ge­re Zeit beglei­tet.

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Wich­ti­ge Erkennt­nis­se für einen siche­ren und kom­for­ta­blen Ein­satz von Mobi­li­täts­hil­fen

Wer sich zum ers­ten Mal mit Hun­de-Roll­stüh­len im Über­blick beschäf­tigt, merkt schnell, dass es dabei um weit mehr geht als um eine tech­ni­sche Vor­rich­tung mit Rädern. Im Kern steht die Fra­ge, wie einem Hund trotz kör­per­li­cher Ein­schrän­kun­gen ein Leben ermög­licht wer­den kann, das sei­nen Bedürf­nis­sen nach Bewe­gung, Erkun­dung und sozia­lem Kon­takt gerecht wird. Eine gut aus­ge­wähl­te und sorg­fäl­tig ange­pass­te Mobi­li­täts­hil­fe kann dabei eine zen­tra­le Rol­le spie­len – vor­aus­ge­setzt, sie wird nicht als „schnel­le Lösung“, son­dern als Pro­zess ver­stan­den. Die­ser Pro­zess beginnt bei der fach­li­chen Abklä­rung der Ursa­chen, führt über die prä­zi­se Ver­mes­sung und die dif­fe­ren­zier­te Anpas­sung des Hilfs­mit­tels bis hin zur gedul­di­gen Gewöh­nung und zur lang­fris­ti­gen Beglei­tung durch Tier­ärz­te bzw. Tier­ärz­tin­nen und The­ra­peu­ten bzw. The­ra­peu­tin­nen. Ent­schei­dend ist, dass der Hund in jeder Pha­se als Indi­vi­du­um wahr­ge­nom­men wird – mit eige­nem Tem­po, eige­ner Kör­per­wahr­neh­mung und eige­nen Gren­zen.

Letzt­lich zeigt sich der wah­re Wert eines Hun­de-Roll­stuhls oder ande­rer Mobi­li­täts­hil­fen im geleb­ten All­tag: in dem Moment, in dem ein Hund wie­der freu­dig lau­fen, schnüf­feln, ande­ren Hun­den begeg­nen oder ein­fach neben sei­nem Men­schen her­tra­ben kann – ohne bei jedem Schritt Schmer­zen zu haben. Genau dort wird aus dem Zusam­men­spiel von Tech­nik, Wis­sen und Empa­thie ein Stück zurück­ge­won­ne­ne Lebens­qua­li­tät. Wer bereit ist, Zeit in die Anpas­sung zu inves­tie­ren, Beob­ach­tun­gen ernst zu neh­men und bei Bedarf nach­zu­jus­tie­ren, schafft eine Grund­la­ge, auf der aus einer Hilfs­kon­struk­ti­on ein ver­läss­li­cher Beglei­ter wird – einer, der nicht nur Fort­be­we­gung ermög­licht, son­dern dem Hund sei­ne Rol­le als akti­ver Teil des gemein­sa­men All­tags zurück­gibt.

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Christina Williger

Christina Williger
Ernährungsberaterin für Hunde & Katzen, Gründerin

Im Laufe meines Lebens hatte (und habe) ich schon unzählige Haustiere. Zudem war ich fast 20 Jahre lang im Pferdesport sowie im Hundesport aktiv. Meine Tierliebe veranlasste mich dazu, als Bloggerin & Autorin im Heimtierbereich tätig zu werden und meine langjährigen Erfahrungen und mein umfangreiches Wissen über Tiere mit anderen zu teilen. Inspiriert durch die gesundheitlichen Herausforderungen meines Hundes Aragon habe ich mich außerdem zur zertifizierten Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen weitergebildet. Mit meinen Büchern und Blogs möchte ich das Bewusstsein für die Bedürfnisse unserer Haustiere schärfen, deren Lebensqualität nachhaltig verbessern und so zu einem harmonischeren Zusammenleben von Mensch und Tier beitragen.