Einmal die Welt durch die Augen eines Hundes sehen? Das hat sich mit Sicherheit jeder Hundehalter schon mindestens einmal gewünscht.
Wie sehen Hunde die Welt eigentlich? Wie sehen Hunde uns Menschen und wie gut können Hunde überhaupt sehen? Stimmt es, dass Hunde farbenblind sind? Wie gut sehen Hunde in der Nacht?
Diese Fragen beschäftigen auch die Wissenschaft schon seit längerem und mittlerweile konnten wir dadurch erstaunliches über die Wahrnehmung unserer Hunde herausfinden. In diesem Artikel erfährst Du, wie Hunde die Welt sehen und was es mit dem mysteriösen Tapetum Lucidum auf sich hat.
Wir wünschen Dir viel Freude beim Lesen dieses Artikels!
Inhaltsverzeichnis
- Wie sehen Hunde die Welt?
- Wie ist das Auge des Hundes aufgebaut?
- Wie ist das Sichtfeld des Hundes?
- Wie gut sehen Hunde?
- Können Hunde Farben sehen oder sind sie farbenblind?
- Wie weit können Hunde sehen?
- Können Hunde im Dunkeln gut sehen?
- Wie sehen Hunde Bewegung?
- Können Hunde fernsehen?
- Fazit: So sehen Hunde die Welt und uns Menschen
Wie sehen Hunde die Welt?
Bestimmt hast Du Dich beim Blick in die Augen Deines Hundes auch schonmal gefragt: Wie nehmen Hunde uns und ihre Umgebung eigentlich wahr? Fakt ist, dass das Sehen für Hunde keine so große Bedeutung spielt wie für uns Menschen. Ihr Vorteil ist der ausgeprägte Geruchssinn, der sie durch die Welt manövriert. Während Hunde eher verschwommen sehen und unbewegte Gegenstände kaum wahrnehmen, entdeckt ihr Auge blitzschnell, wenn sich etwas in ihrem Sichtfeld bewegt. Ihre Wahrnehmung ist auf das frühzeitige Erkennen von Gefahren und den Turbo bei Wildsichtung ausgelegt — zumindest dann, wenn Dein Hund einen ausgeprägten Jagdtrieb hat. Dabei ist in Nasen- und Sichtjäger zu unterscheiden. Die meisten Jagdhunde nehmen Fährten mit der Nase auf und verfolgen diese mit ihrem Geruchssinn. Die Sehkraft ist dabei zweitrangig. Windhunde hingegen jagen tatsächlich mit dem Auge. Ihr Sichtfeld beträgt nicht wie bei anderen Hunden 240 Grad sondern ganze 290 Grad. Das liegt an der Kopfform und der Position der Augen. Du siehst also, die Natur hat allen gegeben was sie zum Überleben brauchen.
Wie ist das Auge des Hundes aufgebaut?
Um besser verstehen zu können, wie Hunde sehen, wollen wir Dir kurz den Aufbau des Hunde-Auges erklären. Der lichtempfindlichste Teil des Auges ist die Netzhaut oder auch Retina genannt. Hier sitzen die Zapfen und Stäbchen, die auch im menschlichen Auge vorzufinden sind.
Doch wofür haben wir überhaupt Zapfen und Stäbchen im Auge?
Darum die Zapfen:
Sie sind zuständig für die Farbwahrnehmung und die Detailansicht. Menschen besitzen ca. 5 % Zapfen im Auge, Hunde hingegen nur etwa 2 %. Das menschliche Auge weist außerdem drei Arten von Zapfen auf, weshalb die Farbwahrnehmung deutlich besser ist als bei Hunden, deren Augen nur zwei Arten von Zapfen besitzen. Du kannst Dir also schon ungefähr vorstellen, in welche Richtung die Farbwahrnehmung und Detailansicht bei unseren Hunden geht.
Deshalb die Stäbchen:
Sie sind zuständig für Bewegungswahrnehmung und Sicht bei schwachem Licht, zum Beispiel in der Dämmerung. Hier haben Hunde einen deutlichen Vorteil gegenüber uns Menschen aber dazu später mehr!
Gut zu Wissen:
Auch wenn das Auge von Hund und Mensch sich im Aufbau sehr ähnelt, gibt es ein paar deutliche Unterschiede. Hunde besitzen zum Beispiel ein “drittes Augenlid”, die Nickhaut. Sie schützt das Auge und befördert Fremdkörper wie eine Art Scheibenwischer aus dem Auge heraus. Praktisch, nicht?
Wie ist das Sichtfeld des Hundes?
Das Sichtfeld eines Hundes beträgt ca. 240 Grad (bei einigen Hunderassen sogar bis zu 290 Grad). Beim Menschen hingegen sind es nur ca. 200 Grad. Je nach Rasse und Kopfform können die Augen bei Hunden unterschiedlich positioniert sein. Demnach sehen nicht alle Hunde von Natur aus gleich gut!
Das überlappende Feld, in dem beide Augen scharf sehen ist bei Hunden deutlich kleiner als beim Menschen. Daher ist die räumliche Wahrnehmung beim Hund geringer als beim Menschen. Generell ist das mit dem “scharf sehen” bei Hunden so eine Sache, denn das können sie nicht wirklich gut. Sie haben eine viel geringere Tiefenwahrnehmung als wir Menschen und sehen auch im Nahbereich eher unscharf. Erst ab einer Entfernung von einem halben Metern können sie Gegenstände etwas schärfer wahrnehmen. Dann aber auch nur auf kurze Distanz.
Wie gut sehen Hunde?
Auch wenn andere Sinne unserer Hunde deutlich schärfer sind als unsere eigenen, können sie bei der Sehkraft nicht auf allen Ebenen mithalten. Sie sehen tatsächlich 60 — 80 % schlechter als der Mensch. Lediglich bei der Wahrnehmung von Bewegungen und der Sicht bei schwachem Licht sind sie uns um Längen voraus. Die Auflösung in der Hunde sehen ist eher grobkörnig.
Aber warum ist die Sehkraft bei Hunden so schwach ausgeprägt?
Das ist ganz einfach zu erklären, weil Hunde sich eher mit der Nase orientieren! Sie brauchen weder die schärfste Sicht noch die buntesten Farben um ein Reh oder einen Hasen aufzuspüren. Dabei verlassen sie sich fast ausschließlich auf ihren Geruchssinn.
Können Hunde Farben sehen oder sind sie farbenblind?
Welche Farben sehen Hunde? Der Mythos, Hunde seien farbenblind hält sich hartnäckig. Aber er ist und bleibt ein Mythos! Hunden können Farben sehen, nur nicht alle. Ihre Farbsicht lässt sich eher mit einer Rot-Grün-Schwäche vergleichen. Hunde sehen dichromatisch, das bedeutet sie sehen hauptsächlich zwei Farben und zwar Gelb und Blau. Menschen sehen trichromatisch. Das bedeutet dreifarbig, was uns ein viel breiteres Farbspektrum verleiht als dem Hund. Grün, Gelb, Orange und Rot können Hunde so gut wie gar nicht unterscheiden. Sie nehmen aber Hell-Dunkel-Kontraste gut wahr. Generell sind Farben für Hunde aber eher irrelevant, da sie sich mehr auf ihre anderen Sinne fokussieren und verlassen.
Die Farbe, die Hunde am besten wahrnehmen können ist Blau.
Behalte das unbedingt für euer gemeinsames Training oder die Wahl eines neuen Spielzeuges im Hinterkopf! Einen grünen oder gelben Tennisball kann Dein Hund auf einer Wiese schlecht erkennen. Wenn er die Wahl hätte, er würde sich mit Sicherheit für ein blaues Spielzeug entscheiden. Probiere es doch einfach mal aus. Lege dazu Deinem Hund drei verschiedenfarbige Spielzeuge vor die Nase und schau, für welches er sich entscheidet. Sehr wahrscheinlich wird es das blaue Spielzeug sein.
Wie weit können Hunde sehen?
Hast Du vermutet, dass Hunde weiter sehen können als wir? Da liegst Du falsch. Hunde können auf weite Distanz überhaupt nicht gut sehen. Bereits ab fünf bis sechs Metern wird es für Hunde schwer, handgroße Details zu erkennen. Der Mensch sieht 3–4 Mal besser Details auf Entfernung.
Können Hunde im Dunkeln gut sehen?
Wie sehen Hunde nachts? Sie können im Dunkeln sehr gut sehen! Das liegt daran, dass Hunde zwar weniger Zapfen aber umso mehr Stäbchen im Auge haben. Außerdem hat das Hundeauge einen weiteren Vorteil, welcher ihm die gute Sicht bei Dunkelheit ermöglicht: Das sogenannte Tapetum Lucidum!
Was ist das Tapetum Lucidum?
Ganz hinten im Auge, in der Nähe der Retina, liegt das sogenannte Tapetum Lucidum, welches dort am oberen Rand des Auges sitzt. Bekannterweise sind Hunde Beutefänger und ihre Beute ist meistens auf dem Boden unterwegs. Um sie in der Dunkelheit besser ausfindig machen zu können, hat die Natur ihnen quasi eine Superkraft verliehen. Das Tapetum Lucidum verstärkt das Licht, das ins Auge fällt. Quasi wie eine Art Restlichtverstärker. Dadurch können Hunde in der Dämmerung oder Dunkelheit deutlich besser sehen. Du kannst das Tapetum Lucidum im Auge Deines Hundes sogar selbst sehen. Wir verraten Dir wie!
Mache ein Foto mit Blitz von Deinem Hund. Vielleicht ist Dir schonmal aufgefallen, dass seine Augen auf solchen Fotos grün reflektieren? Das ist das Tapetum Lucidum. Leuchten die Augen Deines Hundes hingegen rot, hat er diese Superkraft nicht. Hunde mit hellen Augen, weißem Fell oder Merlefarben haben häufig kein Tapetum Lucidum und können demnach in der Dämmerung und Dunkelheit auch nicht so gut sehen!
Wie sehen Hunde Bewegung?
Bewegungen können Hunde deutlich besser wahrnehmen als wir Menschen. Dafür verantwortlich sind die vielen Stäbchen im Hundeauge. Auch wenn die Sehschärfe bei Hunden im Allgemeinen geringer ist, so ist sie doch auf schnelle Bewegungen optimiert.
Ein Mensch benötigt etwa 16 bis 20 Bilder pro Sekunde, um eine flüssige Bewegung zu erkennen. Hunde benötigen dafür mehr als 70 Bilder pro Sekunde. Und das bringt uns auch schon zum nächsten Punkt.
Können Hunde fernsehen?
Ja klar können Hunde fernsehen und einige scheinen es auch tatsächlich zu tun. Langsame Bewegungen mit weniger als 70 Bildern pro Sekunde nehmen Hunde aber eher wie eine Art Daumenkino wahr. Läuft der Fernseher, interessieren sich Hunde meistens für die Dinge, die sie im echten Leben auch interessieren. Quietschige Geräusche, Hundegebell, Katzen, Vögel, Wildtiere. Schnelle Bewegungen ziehen auch vor dem Fernseher die Aufmerksamkeit unserer Hunde auf sich. Ihre Aufmerksamkeitsspanne ist dabei allerdings sehr gering. Hunde, die mit der Nase jagen, sind häufig nicht so sehr am fernsehen interessiert wie Sichtjäger — Logisch, oder?
Fazit: So sehen Hunde die Welt und uns Menschen
Vielleicht hast Du vermutet, dass Hunde besser sehen können als wir Menschen. Wie Du gerade gelernt hast, trifft das allerdings nicht auf alle Bereiche des Sehens zu.
Hunde, die ein Tapetum Lucidum besitzen, können in der Dämmerung und Dunkelheit tatsächlich besser sehen. Das Tapetum Lucidum ist eine Art Restichtverstärker, funktioniert also auch nur wenn noch ein bisschen Restlicht vorhanden ist. Das Auge des Hundes ist auf schnelle Bewegungen optimiert. Zwar tut ein Hund sich schwer damit, ein Reh welches in 50 Metern Entfernung still auf dem Feld steht, zu erkennen. Bewegt es sich aber, wird sein Blick blitzschnell folgen! Weder in der Nähe noch in der Ferne können Hunde wirklich scharf sehen. Die Auflösung in der Hunde die Welt um sich herum wahrnehmen ist eher grobkörnig. Ihre Farbsicht lässt sich mit einer Rot-Grün-Schwäche vergleichen. Farbenblind sind Hunde aber keinesfalls! Die Farben „Blau“ und „Gelb“ können sie am besten sehen.
Im Gegensatz zu uns Menschen, verlassen sich Hunde weniger auf ihr Sehvermögen, sondern hauptsächlich auf ihren hervorragenden Geruchssinn. Dieser ist so gut ausgeprägt, dass sie eine verschwommene Weltanschauung in ihrem Alltag gar nicht weiter stört.